Rund um die Welt
MiMi bekommt einen Brief vom Kasper aus Berlin. Wie aufregend! Kasper schreibt:
Liebe MiMi, ich habe mich riesig darüber gefreut, dass ich in diesem Jahr auf all deinen Festivalplakaten zu sehen bin. Ich möchte mich bei dir bedanken, habe nun hin und her überlegt und wollte dich fragen, ob du Lust hast, gemeinsam mit mir eine kleine Reise, um die Welt zu machen. Ich möchte dir ein paar schöne Orte zeigen und meine Puppentheaterfreunde in Australien, Afrika, Amerika und Asien besuchen. Am besten ich komme gleich zu dir und wir werden von Mistelbach aus starten. Liebe Grüße, Kasper
MiMi springt vor Freude in die Höhe. Eine Reise um die Welt, das hat sie sich schon immer gewünscht. Schnell packt sie ihren Koffer und geht zum Bahnhof. Kasper wartet dort bereits und schon geht es los. Wie? Habe ich richtig gelesen? Schon geht es los? Aber wie und womit? Ja, auf Kaspers Einrad. Damit kann man im Nullkommanichts wie durch Zauberhand von einem Ort zum anderen gelangen und das sogar zu zweit. Das ist eben der Kasper und der sorgt immer für Überraschungen.
„MiMi! Festhalten!“, ruft Kasper, „Wir brausen in Windgeschwindigkeit nach China auf den Kontinent, der sich Asien nennt. Das ist unsere erste Station.“ Im Herzen des Landes gibt es eine Stadt namens Sichuan. MiMi und Kasper landen direkt vor dem dortigen Opernhaus, denn da gibt es heute ein ganz besonderes Programm. Eine große Puppentheater-Show mit wunderschönen Marionetten, die sogar Tee ausschenken können; Tänzern mit bunten Masken, die in Sekundenschnelle ihre Masken wechseln können. Bis zu 20 verschiedenen Masken verbergen sich in den Kostümen. Unglaublich! Und einem kleinen Pandabären als Schattenfigur. Das Programm ist fantastisch und MiMi ist ganz aus dem Häuschen mit welcher Fingerfertigkeit der Puppenspieler den Pandabären auf den Schattenschirm zaubert. Nach der Show gibt es einen tosenden Applaus und nur für MiMi und Kasper eine exklusive Backstage-Führung. MiMi darf gemeinsam mit den großartigen Künstlern in ihren wunderschönen bunten Kostümen die vielen Geheimnisse der Bühne erkunden. Dann geht es noch auf einen kurzen Abstecher in den legendären Panda-Park der Stadt. MiMi ist hoch auf begeistert und kneift Kasper in den Arm. „Träume ich?!“, ruft sie, „So viele Pandabären auf einmal! Kasper!“
Kasper lächelt hochzufrieden und antwortet, „Liebe MiMi, das ist erst der Beginn unserer Reise. Komm, wir müssen jetzt nach Australien und noch ein kleines Stücken weiter südlich.“
Gesagt, getan. Das Einrad mit den beiden fliegt in einem hohen Bogen über den Ozean über den Kontinent namens Australien und weiter nach Tasmanien, einer kleinen Insel gleich rechts unterhalb von Australien. Dort gibt es in der Hauptstadt Hobart ein kleines Puppentheater mit dem Namen THEATRE ROYAL. Laut Programm gibt es das Puppentheaterstück THE RIDDLE OF WASHPOOL GULLY zu sehen, in dem ein Känguru mitspielt. Nach der Aufführung darf MiMi das Känguru einmal selbst spielen. „Oh, die Puppe ist ganz schön schwer und es sieht so leicht aus, wie ihr sie spielt.“, sagt MiMi zu den beiden Puppenspielern. Dann wendet sie sich Kasper zu und flüstert ihm ins Ohr, „Kasper, die müssen wir unbedingt zu uns nach Mistelbach einladen. Wie weit ist das eigentlich von hier bis zu mir?“
Kasper schaut auf seinen Kilometerzähler und rechnet ein wenig. Er muss den kleinen Umweg nach Sichuan abziehen. Er antwortet MiMi, „So ca. 16250 Kilometer.“
MiMi staunt und sagt zum Kasper, „So weit war ich noch nie in meinem Leben von zu Hause weg.“ Kasper lacht und antwortet, „Ja, MiMi, mit dem Flugzeug ist man über 24 Stunden unterwegs, um hierher zu kommen, aber mit meinem Einrad geht es im Nullkommanichts.“
„Können wir dein Einrad nicht für das Känguru und die Puppenspieler nehmen?“, fällt MiMi spontan ein und ihr gefällt diese Idee. Kasper schaut sie an und muss leider verneinen. „MiMi, mit dem Einrad können nur wir zwei fahren, für ein ganzes Theaterstück mit Puppenspielern, Puppen und Requisiten wird es zu viel.“
„Schade.“, antwortet MiMi. „Dann werde ich mal die Cordula, die Intendantin der Internationalen Puppentheatertage fragen, ob sie das machen kann.“ Kasper stimmt ihr zu und sagt. „Gute Idee, die kann bestimmt zaubern.“
MiMi und Kasper verabschieden sich und es geht weiter im Sauseflug Richtung Westen. Doch das Einrad kommt nach wenigen Minuten zum Stocken und Kasper sieht eine rote Lampe aufleuchten. Er ruft MiMi zu, dass sie einen kurzen Stopp einlegen müssen. Das Einrad mit MiMi und Kasper landet genau am Ufer eines Sees, der mit den Farben des Regenbogens angemalt ist. MiMi ist überwältig, so einen bunten See hat sie noch nie gesehen. Sie fragt Kasper, „Ist der echt, Kasper? Wo sind wir überhaupt?“ Kasper schaut auf die Landkarte und sagt, „Yellowstone-Nationalpark in Nordamerika. Bei dieser Gelegenheit, wenn ich meine kleine Reparatur beendet habe, werde ich dir noch ein besonderes Tier zeigen. Du kannst in der Zwischenzeit den einzigartigen See genießen. So etwas bekommt man nicht alle Tage zu sehen.“
MiMi traut ihren Augen nicht. Ein riesengroßer Regenbogen mit all seinen Farben violett, blau, himmelblau, grün, gelb, orange und rot spannt sich über den See. Und der See dampft, wie eine heiße Badewanne und das Wasser leuchtet blau und orange. „Ein Wunderland!“, ruft MiMi und ist überwältigt von diesem schönen Anblick. Kasper schraubt indessen an seinem Einrad herum und flucht ein wenig. Dann steckt er den Schraubenzieher wieder ein und ruft MiMi zu, „Aufsteigen! Wir drehen noch eine kleine Runde über dem Park zu den Bisonherden.“
Sie steigen in die Höhe auf und ab geht es in einer großen Schleife Richtung Norden über eine Wiesenlandschaft mit tatsächlich vielen großen und kleinen Bisons mit kuschligen braunen und hellbrauen Fellen. Von oben sieht das wie eine übergroße gefleckte flauschige Felldecke aus. Kasper fliegt etwas näher heran und eine Bison-Mama stößt einen lauten Grunz-Gruß aus. MiMi und Kasper lachen und winken ihr zu. Dann geht es in einem hohen Bogen über Nordamerika, den Atlantischen Ozean direkt zum Hauptplatz von Marrakesch in Marokko auf dem Afrikanischen Kontinent. „Wow, sagt MiMi! Das ging ja blitzschnell.“
Kasper antwortet, „Ich habe mit meiner kleinen Reparatur Höchstgeschwindigkeit aus der Maschine rausgeholt. Es war übrigens nur ein Kontakt in der Elektrik, der sich gelöst hatte. Hier sind wir, liebe MiMi, auf dem berühmten Hauptplatz von Marrakesch und es sollten gleich viele Puppenspieler mit lebensgroßen Tieren erscheinen. THE HERDS ist nämlich eine Aktion, die die Wanderung der Tiere vom Süden Afrikas bis in den Norden Europas nachstellt. Sie wollen auf den Klimawandel aufmerksam machen.“
„Das finde ich gut.“, antwortet MiMi. Plötzlich taucht das erste Tier, eine riesengroße Giraffe auf, gefolgt von einem Elefanten, Affen, Löwen, Zebras und Gazellen. Der Platz füllt sich mit unzähligen Tieren, Puppenspielern und Musikern, die die große Herde mit Trommeln und Gesängen begleiten. Die Zuschauer auf dem Platz staunen und applaudieren und MiMi ist gerührt. Freudentränen rinnen ihr übers Gesicht, aber die Hitze lässt sie sofort verdunsten. Sie muss sich die Tränen nicht wegwischen. Bei 46 Grad Celsius kein Wunder. Sie lacht, so etwas hat sie noch nicht erlebt. Kasper reicht ihr einen frisch gepressten Obstsaft mit Ananas, Orange und Kiwi. „Der schmeckt gut.“, sagt MiMi. Kaum hat sie den Saft ausgetrunken, geht es schon wieder weiter, denn der Kasper hat noch eine weitere Überraschung für sie. Sein Kollege aus Frankreich, der Guignol, hat ihm eine Nachricht geschickt, dass es am Eifelturm ein kleines Wunder gibt. „Aufsitzen! Festhalten!“, ruft Kasper und MiMi sitzt schon wieder mit dem Becher in der Hand auf dem Einrad. „Kasper! Ich muss den Becher noch wegwerfen!“ Kasper antwortet ihr, „Zu spät, hier gibt es sowieso keine Mistkübel. Das machen wir in Paris.“ „Paris!“, ruft MiMi verwundert, „Was gibt es denn dort zu sehen?“, „Überraschung!“. „Kasper, du bist verrückt!“, ruft MiMi. „Ja, das bin ich. Sonst wäre ich ja nicht der Kasper!“, antwortet er und mit starken Saharawind im Rücken geht es zurück in Richtung Europa nach Paris, der Hauptstadt von Frankreich. Im Herzen der französischen Metropole steht der berühmte Eiffelturm, der 1889 zur damaligen Weltausstellung von Monsieur Gustave Eiffel erbaut wurde und seither viele Menschen aus aller Welt anzieht. Kasper dreht zwei Runden um den Turm und dann steuert er seitlich auf den oberen Teil zu und hält die Position. „MiMi, schau mal genau hin!“, ruft er. Und MiMi entdeckt tatsächlich etwas überaus Sensationelles. Zwei Faultiere hängen an den Stahlträgern und essen gemütlich Eukalyptusblätter. „Wie kommen die denn hierher?“, fragt MiMi erstaunt. „Urlaub! Flitterwochen. Alle Pärchen auf der Welt kommen eben nach Paris und wollen den Eiffelturm sehen. Und jetzt auch die Faultiere.“, antwortet Kasper. „MiMi, festhalten! Es geht wieder direkt zu dir nach Hause, nach Mistelbach in Österreich!“
In Mistelbach landen die beiden direkt am Hauptplatz vor dem Rathaus. Dort hängt das Plakat der 47. Internationalen Puppentheatertage und Kasper ist ganz stolz, sich auf seinem Einrad darauf zu sehen. „MiMi!“, sagt er, „Ich sehe ziemlich gut aus!“
MiMi lacht und erwidert, „Kasper, das freut mich. Du bist ja auch eine weltberühmte Persönlichkeit, die sich sehen lassen kann.“
„Kasper!“, fällt MiMi gerade ein, „Jetzt haben wir doch glatt vor lauter Abenteuern vergessen, das Alpaka in… zu besuchen.“ „Hhhhm.“, bemerkt Kasper, „Wie wäre es, wenn die Kinder es selbst herausfinden, wo es lebt und sich eine Geschichte ausdenken?“
„Das ist eine super Idee, Kasper.“, antwortet MiMi, „Ich werde mit den Kindern gemeinsam eine Geschichte schreiben und die bekommst dann du, lieber Kasper. Und vielleicht kannst du daraus ein neues Kasper-Abenteuer machen und in deiner Kasper-Guckkasten-Bühne spielen.“
„Ich bin dabei! Ich muss jetzt los, liebe MiMi, denn ich habe heute am Nachmittag eine Vorstellung in Berlin! Die Kinder warten schon auf mich.“, antwortet er, setzt sich auf sein Einrad, winkt MiMi noch kurz zu und düst ab in Richtung Norden nach Berlin. „Kasper! Es hat mir riesig viel Spaß gemacht mit dir die Welt zu entdecken. Komm bald wieder!“, ruft MiMi ihm noch nach. Seine rote Zipfelmütze weht im Wind und als der kleine rote Punkt am Himmel ganz verschwindet, seufzt MiMi ein wenig und eine kleine Träne des Abschieds kullert über ihre Wange. Dann nimmt sie sich den Bastelbogen und beginnt Kasper, sich selbst uns all die Tiere auszuschneiden, die Welt zusammenzukleben und ihre Erlebnisse nachzuspielen. Ja, und bei der Geschichte mit dem Alpaka, da braucht sie eure Hilfe.
Ahoi, MiMi!
„Herr Direktor! Ein Schwarzspitzen-Riffhai fehlt im Aquarium!“
Mario, der Tierpfleger vom Haus des Meeres in Wien, war außer sich. So etwas war ihm in all den Jahren noch nie passiert. Die Frage war nur: Wie konnte der kleine freche Hai entwischen? Und wer war ihm dabei behilflich? Herr Direktor Mitic veranlasste sofort eine Befragung der Tiere im Aquarium. Puppi, die grüne Meeresschildkröte und älteste Bewohnerin, ihr entgeht normalerweise nichts, verplapperte sich siehe da ein wenig. Sie fühlte sich gleich schuldig, dem kleinen Hai vielleicht einen allzu großen Floh ins Ohr gesetzt zu haben; was da draußen so vor sich geht und dass die Donau ihn direkt zum Schwarzen Meer und von dort aus über den Bosporus zum Mittelmeer bringen könnte, wenn man nur der Strömung folge. Der kleine Hai sei eben sehr neugierig gewesen und sie habe sich nichts dabei gedacht. Warum er dann die Flucht ergriffen habe, das konnte sie sich auch nicht erklären. Herr Direktor Mitic blieb gelassen und gab Mario den Auftrag, die Ruhe zu bewahren und den Vorfall genauestens zu rekonstruieren.
An die Wiener Wasserschutzpolizei wurde eine Suchmeldung herausgegeben: Haus des Meeres sucht einen Schwarzspitzen-Riffhai! Vorsicht, er könnte gefährlich werden! Besondere Kennzeichen: Rückenflossen und Schwanzflosse mit schwarzer Spitze markiert.
In Mistelbach stiegen gerade MiMi mit ihrer neuen Freundin Zoe und ihrem Papa, Kapitän Köppen ins kleine Faltboot, um einen gemütlichen Tag auf der Zaya zu verbringen. Die Sonne schien und die Besatzung wollte bis zum frühen Nachmittag bis zur Flussmündung der March in aller Ruhe schippern. Plötzlich klingelte das Telefon und Kapitän Köppen bekam eine ernste Miene. „Was?“, antwortete er, „Das ist ja ein Ding! Gut, wir sind gerade auf dem Wasser und werden auch Ausschau halten, Herr Direktor.“
„Kinder!“, sagte Kapitän Köppen, „Wir haben einen Auftrag bekommen. Ein Schwarzspitzen-Riffhai ist aus dem Haus des Meeres entkommen und will sich in Richtung Schwarzes Meer durchschlagen oder eher gesagt durchschwimmen. Wenn ihr also eine kleine schwarze Spitze aus dem Wasser ragen seht, dann haben wir den Ausreißer gefunden.“
„Oh!“, riefen MiMi und Zoe, „Das wird ja heute richtig spannend!“
Und los ging es. Kapitän Köppen startete den Motor und die beiden Mädchen übernahmen die Suche, Zoe schaute Steuerbord (rechts) und MiMi Backbord (links).
„Haltet euch gut fest! Wir fahren so schnell als möglich die Zaya entlang, biegen dann in die March ein und in Bratislava werden wir die Donau erreichen. Nach meinen Berechnungen müssten wir dort dem Ausreißer begegnen!“, rief Kapitän Köppen den beiden Mädchen zu. Der kleine Motor heulte auf und schon ging es mit voller Geschwindigkeit den Flusslauf entlang. Das Wasser spritzte in ihre Gesichter und mit einer scharfen Rechtskurve bogen sie nach einer guten halben Stunde in die March ein. Hier war der Fluss schon viel breiter und MiMi und Zoe sperrten ihre Augen noch weiter auf, damit ihnen ja nichts entging.
In Wien war die Wasserschutzpolizei bereits in Alarmbereitschaft gesetzt worden. Zwei Schnellboote fuhren die Donau auf und ab und durchsuchten auf der österreichischen Seite das gesamte Flussgebiet. In der Slowakei waren inzwischen ihre Kollegen informiert worden und bildeten einen großflächigen Sperrbereich, um den Ausreißer an der Grenze abzufangen. Jeder Wasserschutzpolizist hielt seine Augen offen und man wartete auf ein Zeichen.
Im Haus des Meeres in Wien stellte sich Direktor Mitic die Frage: Wie konnte der Schwarzspitzen-Riffhai überhaupt das Aquarium und dann noch das Haus des Meeres verlassen? Nachdem Puppi nochmals vom Tierpfleger Mario befragt wurde, kam die Vermutung auf, dass bei dem letzten Tauchgang im großen Aquarium ein junger Meeresbiologe mit seinem Tauchanzug eventuell zum unwissenden Transporteur für den raffinierten Ausreißer gemacht wurde. Puppi gab nämlich zu, dass sie den Schwarzspitzen-Riffhai zuletzt am Taucher gesehen hatte. Er habe mit dem „Neuen“, wie sie ihn nannten, gespielt und ihn höchstwahrscheinlich ein wenig ausgetrickst. Und, Puppi gab auch noch zu, dass sie dem Hai ihre Atmung unter Wasser und an der Luft erklärt und beigebracht habe. Sie hatte sich eben nichts dabei gedacht, dass er so neugierig und ausgesprochen talentiert gewesen sei. Stück für Stück setzte sich langsam das Puzzle der Flucht zusammen. Im Souvenirshop berichtete eine Mitarbeiterin, dass bei einem Plüsch-Hai der Preiscode gefehlt habe und sie sich auch wunderte, dass der Fisch, den sie auf den Ladentisch gelegt hatte, sich nicht so flauschig anfühlte. Sie hatte sich aber nichts dabei gedacht und das Tier als großen Weißen Hai für Euro 39,90 verkauft. Es war so viel los und da ist man eben bemüht, schnell zu sein. Leider wurde der Kauf mit Bargeld abgewickelt, so dass die Spur hier endete. Jetzt konnte man nur noch davon ausgehen, dass der Schwarzspitzen-Riffhai auf irgendeinem Wege rechtzeitig die Donau erreichen konnte, ohne dabei ums Leben zu kommen. Denn eine derart lange Phase ohne Wasser konnte sich schon äußerst bedenklich auf seinen Allgemeinzustand auswirken.
MiMi, Zoe und Kapitän Köppen waren in der Zwischenzeit auf der Donau in Bratislava angekommen. Die beiden Mädchen hielten immer noch Ausschau, während Kapitän Köppen sich mit der Wasserschutzpolizei der Slowakei in Verbindung setzte, um Neuigkeiten in Sachen Hai-Fahndung auszutauschen. „Mädels!“, sagte er und seine Stimme klang besorgt, „Er ist nirgendwo gesichtet worden. Ich frage mich, ob er es überhaupt vom Haus des Meeres in die Donau geschafft hat. Das wäre ein kleines Wunder.“ MiMi antwortete, „Wenn man etwas will, dann schafft man es auch.“ „Ja!“, stimmte Zoe ihr zu, „Papa, wir werden ihn finden und ihn zurückbringen.“
„Natürlich! Ich werde auch nicht so schnell aufgeben. Immerhin sind wir bis hierher in einer Rekordzeit gekommen.“
Plötzlich entdeckte Zoe etwas Auffälliges am rechten Donauufer. „Schaut mal! Da drüben liegt eine Meerjungfrau!“
„Und neben ihr liegt etwas langes Graues!“, rief MiMi.
„Wir werden etwas dichter heranfahren, um uns das genauer anzuschauen.“, sagte Kapitän Köppen. „Wann bekommt man schon eine Meerjungfrau zu sehen!“, fügte er schmunzelnd hinzu. Sie fuhren mit dem Faltboot in Richtung Ufer, als plötzlich das lange graue Ding mit einem Sprung im Wasser verschwand. Die kleine Meerjungfrau rief noch hinterher, „Kleiner Hai, wo willst du hin? Ich muss dir doch noch den Weg zeigen!“
„Das ist er!“ riefen MiMi und Zoe aufgeregt. „Wir haben ihn!“
„Wer seid denn ihr?“, rief die kleine Meerjungfrau den Kindern zu.
„Wir sind vom Haus des Meeres. Da wo der kleine Hai eigentlich herkommt.“, antworteten die beiden Mädchen.
„Oh, das hat er mir gar nicht erzählt.“, erwiderte die Meerjungfrau, „Er wollte von mir nur den Weg in Richtung Schwarzes Meer wissen.“
„Hat er noch etwas gesagt oder gefragt?“, wollte Kapitän Köppen wissen.
„Er war auf einmal da, schaute mich von oben bis unten an und meinte, dass er so etwas wie mich noch nie gesehen hätte. Dann habe ich ihm gesagt, dass ich ein Model bin und auf meinen Fotografen warte. Das konnte er nicht so ganz verstehen, fragte mich nur nach dem Weg zum Schwarzen Meer, doch bevor ich ihm antworten konnte, hat er wohl euch gesehen, weil er dann wieder ins Wasser gesprungen ist und ich konnte nur noch hören, ‚Den kenne ich doch! `.
„Danke für die Auskunft.“, antwortete Kapitän Köppen und wandte sich den beiden Mädchen zu. „Kinder, der Schwarzspitzen-Riffhai lebt. Das ist das Wichtigste und ob wir ihn wieder einfangen können, das bezweifle ich, ehrlich gesagt. Er ist zu klug und zu schnell.“
„Und was machen wir jetzt?“, fragten die beiden Mädchen, „Können wir ihn nicht überreden wieder mitzukommen?“
„Ich glaube, der ist so wie ihr zwei.“, erwiderte Kapitän Köppen, „Wenn ihr euch etwas in den Kopf gesetzt habt, dann wollt ihr es mit aller Macht durchsetzen. Stimmt´s? Und bei dem Hai ist es nicht anders. Er ist jung und neugierig und ziemlich schlau und wenn er es bis hierher schon geschafft hat, dann sollten wir ihn einfach ziehen lassen. Vielleicht rufen wir ihm noch hinter, dass er jederzeit im Haus des Meeres willkommen ist.“
MiMi und Zoe wurden nach dieser Ansage etwas traurig, aber sie verstanden es. Sie riefen zusammen ganz laut übers Wasser in alle Richtungen, „Du kannst jederzeit wiederkommen! Wir warten auf dich! Gute Reise!“
Und für eine Millisekunde tauchte dicht neben dem Faltboot eine kleine schwarze Spitze aus dem Wasser auf und es sah beinahe so aus, als ob der kleine Hai ihnen zuwinkte. Dann verschwand die kleine schwarze Spitze wieder und es war weit und breit nichts mehr von ihm zu sehen.
Kapitän Köppen setzte sich mit Direktor Mitic vom Haus des Meeres in Verbindung und berichtete, was vorgefallen war. Der Direktor bedankte sich für die Mithilfe und war der gleichen Meinung: einen Reisenden sollte man nicht aufhalten. Die Suchaktion wurde abgebrochen. Die Wasserschutzpolizisten in der Slowakei und in Österreich schüttelten alle nur mit den Köpfen. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Eine Haiflucht mit Happy End? Am Tag darauf konnte man auf einer Tafel direkt neben dem großen Aquarium folgendes lesen:
Am 8. Juli 2024 gelang es einem Schwarzspitzen-Riffhai aus unserem Aquarium auf rätselhafte Weise die Flucht über die Donau ins Schwarze Meer. Von dort wird er mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit über den Bosporus ins Mittelmeer gelangen. Von dort könnte er sich über den Suezkanal in das Rote Meer in Richtung Indischer Ozean absetzen. Wir wünschen unserem Ausreißer eine gute Reise und freuen uns, wenn er wieder zurückkommt. Vielen Dank für die Mithilfe an MiMi & Zoe. Das Team des „Haus des Meeres“.
„MiMi?“, fragte Zoe, „Meinst du, ob er wieder zurückkommt?“
„Hhmm?“, antwortete MiMi, „Wenn er uns noch gehört hat, dann vielleicht. Er weiß jetzt, dass niemand auf ihn sauer sein wird. Wenn aber nicht, dann wird er immer geradeaus schwimmen bis…“
„Bis was?“, unterbrach sie Zoe, „Bis er vielleicht auf einen von seiner Familie trifft.“
„Wird er da jemand finden?“, fragte sich Zoe laut.
„Ich glaube schon. Das hat er in sich. Ich weiß nicht wo, aber er hat es.“, antwortete MiMi.
„Stimmt!“, erwiderte Zoe, „Kinder spüren immer, wer ihre Eltern und Geschwister sind.“
„Zoe?“, fragte MiMi, „Kommst du zu meinem Festival, die Internationalen Puppentheatertage in Mistelbach Ende Oktober? Ich lade dich und deine Familie ein. Dann können wir allen Kindern und Eltern von unserem Abenteuer erzählen. Ich habe nämlich so eine Idee. Man könnte so einen Bastelbogen mit Faltboot und allen Figuren machen: du, ich, dein Papa und die Meerjungfrau, die keine echte war und natürlich mit dem Star der Geschichte der Schwarzspitzen-Riffhai.
„MiMi!“, antwortete Zoe, „Das ist eine super Idee! Ich werde all meine Freunde einladen. Ja, unsere Geschichte ist wirklich unglaublich!“
Drei Wochen nach diesem Ereignis machte der Tierpfleger Mario am Indischen Ozean Urlaub. In seinem wunderschönen Dorf gab es die Möglichkeit, mit einem hochseetauglichen Schiff einen kleinen Ausflug aufs offene Meer zu machen. Mario ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, ging an Bord und als es mitten auf dem Meer zu einem kleinen Stopp kam, da geschah etwas eigenartiges. Ein kleiner Haifisch tauchte auf, schwamm um das Schiff herum und machte auf sich aufmerksam, als ob er mit der Besatzung spielen wollte. Mario kombinierte sofort, sah sich den kleinen Haifisch etwas genauer an. Tatsächlich, es war der Schwarzspitzen-Riffhai aus dem Haus des Meeres. Mario rief ihm zu. „Hey, du kleiner Ausreißer. Wie geht es dir? Willst du nicht wieder zu uns kommen?“
Die Leute auf dem Schiff schauten ihn etwas verwundert an. Eine Frau bemerkte, „Oh, ist der Fisch ein Verwandter von ihnen? Sie unterhalten sich so nett mit ihm.“
Mario antwortete, „Sie werden es nicht glauben, aber diesen Haifisch kenne ich sehr gut.“ Die Dame schlug die Hände über dem Kopf zusammen und rief, „Na, sie sind ja einer!“
Mario musste lachen. In diesem Augenblick sprang der kleine Schwarzspitzen-Riffhai in einem hohen Bogen aus dem Wasser, stupste Mario mit der linken Seitenflosse kurz an und tauchte wieder unter. „Ein Wunder!“, rief die Dame, „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Mario war selbst von der Kunstfertigkeit überrascht und dachte sich, ‚Vielleicht vermiss er uns alle in Wien. Das regelmäßige Futter und das gute Miteinander im Aquarium. Hier draußen weht doch ein ganz anderer Wind`.
MiMiS Geschichte

Eine abenteuerliche Ballonfahrt
“Oh, wie schön! Ich kann die Wolken berühren!“, ruft MiMi vor lauter Freude. Sie macht gerade mit ihren beiden Freunden Marie und Paul eine Ballonfahrt. Gestartet wurde auf dem kleinen Flugplatz in Stockerau und Mark, der Pilot will in gut zwei Stunden in Ebendorf bei Mistelbach mit den Kindern an Bord landen. Das Wetter ist fantastisch. Der blaue Himmel mit ein paar Wolken und die warmen Sonnenstrahlen versprechen einen tollen Ausflug. „Wir kommen!“, ruft Marie und in Paul Gesicht ist ein riesiges Staunen geschrieben. Er kennt die Umgebung vom Flughafen Wien aus dem Flugzeug, wenn seine Familie vom jährlichen Urlaub aus Griechenland dort landet, aber so hoch und dann noch an der frischen Luft war er noch nie in seinem Leben. „Schaut mal, da ist ein Schiff auf der Donau!“, ruft er und beugt sich aus dem Korb des Ballons. „Hallo! Hier oben!“ MiMi und Marie müssen lachen, denn niemand vom Schiff da unten kann Paul hören. Mark schmunzelt etwas und fragt die Drei: „Wollt ihr noch ein wenig höher steigen?“
„Jaaaa!“, rufen alle wie aus einem Munde und schon öffnet Mark das Ventil vom Brenner und die heiße Luft im Innern des Ballons erwärmt sich und lässt sie langsam in die Höhe steigen. „Wow!“, ruft Paul, der immer noch ganz aus dem Häuschen ist. Der Ballon fährt in einer kleinen Schleife über die Donau direkt ins Weinviertel. Die vielen Weinberge um Wolkersdorf herum sind schon in Sicht.
„Da ist die große Mannerfabrik! Können wir nicht einen kleinen Stopp machen und Waffeln für uns alle kaufen?“, ruft MiMi begeistert. Mark antwortet ihr, „Das ist nicht so einfach, ich habe dort keine Landeerlaubnis.“ „Oh, Schade!“, erwidert MiMi. „Ich weiß aber, dass Herbert in Ebendorf eine Überraschung für euch haben wird. Ihr müsst euch nur ein wenig gedulden.“
Die Windräder im Weinviertel drehen sich heute schnell und so steuert der Ballon zügig in Richtung Ebendorf. „Ein Hase schlägt da unten seine Haken. Das sieht lustig aus!“, ruft Marie. „Schau mal, da ist ein zweiter Hase hinter ihm her!“, ruft MiMi. Ein kleiner Vogel begleitet zwitschernd die Ballonfahrer und fliegt kunstvoll in großen Kreisen um sie herum. Dann verschwindet er hinter einer Wolke. Mark fragt die Kinder: „Wir liegen gut in der Zeit, wollen wir eine kleine Extrarunde über der Stadt Mistelbach drehen?“
„Da beginnt in ein paar Tagen das große Puppentheaterfestival.“, antwortet MiMi. „Vielleicht sehen wir ein paar Puppenspieler, die zum Stadtsaal fahren und ihre Marionetten ausladen.“ „Jaaaa!“, rufen Marie und Paul und Mark steuert den Ballon in Richtung Stadtsaal. Plötzlich verklemmt sich das Ventil vom Brenner. Er ist ein besonnener Pilot und behält die Ruhe. „Deshalb gibt es immer einen zweiten Brenner an Bord.“, sagt er, doch das Ventil scheint sich auch verklemmt zu haben. „Keine Panik, Kinder. Ich bin für so einen Fall vorbereitet.“ Er probiert es nochmals mit beiden Ventilen, aber es tut sich nichts. „Haltet euch gut fest. Ich werde jetzt zur Landung ansetzen. Zum Glück gibt es neben dem Stadtsaal einen kleinen Park, der genug Platz für uns bietet. Auf geht’s!“ Die Kinder rufen durcheinander und Mark beruhigt sie, „Ich habe das geübt, eine außerplanmäßige Landung, sonst dürfte ich gar nicht euer Pilot sein.“, und es scheint zu wirken. Der Ballon sinkt langsam und Mark versucht ihn noch ein wenig zu navigieren, um genau neben dem Brunnen im Stadtpark zu landen. Der Ballon verliert schnell an Volumen und fällt in die Rotbuche, die direkt vor dem Eingang des Stadtsaals steht. Der Korb setzt mit einem kleinen Ruck auf und fällt auf die Seite. Die Kinder, die gerade auf dem Spielplatz spielen, staunen nicht schlecht, als der Ballon direkt neben ihnen landet. Zum Glück ist den Abenteurern nichts passiert. Die Landung war Dank Marks Können nicht so heftig und sie liegen nur übereinander und beginnen zu lachen. So etwas passiert nicht alle Tage in Mistelbach. In diesem Moment kommen schon die beiden Saalwarte Hannes und Karl aus dem Stadtsaal und helfen MiMi, Marie, Paul und Mark beim Aussteigen. Die Kinder vom Spielplatz kommen gelaufen, um sich die eigenartigen Besucher mit ihrem Flugschiff genauer anzuschauen.
Mark ruft ihnen zu, „Hallo, Kinder! Es ist alles gut! Wir wollten auf dem Flugplatz in Ebendorf landen, aber da ist etwas dazwischen gekommen.“ Die Kinder hören ihm nicht zu und steigen schon in den Korb. „Können wir auch mal!“, rufen sie durcheinander. Die Hilfe ist währenddessen schon unterwegs und Pilot Mark lässt die neugierigen Kinder den Ballonkorb erkunden. Hannes und Karl haben bereits den besten Mechaniker Mistelbachs, Christian vom Autohaus Wiesinger herbeigeholt, während die Feuerwehrmänner von der Feuerwache, die direkt neben dem Stadtsaal steht, mit der Bergung des Ballons beschäftigt sind. Christian checkt die Ventile und murmelt vor sich hin, dass er so etwas noch nicht gesehen hat. Aber kein Problem, für ihn ist alles reparabel, auch wenn es noch so kompliziert erscheint. Umsonst ist er nicht der Automechanikerweltmeister. Die Bergung der Ballonhülle aus der Rotbuche ist schwieriger als gedacht und es wird Markus von Forst + Garten herbeigerufen. Er ist der Spezialist in der Stadt, um mit seinem Werkzeug den verhedderten Ballon fachgerecht aus den Zweigen der Rotbuche zu retten. Herbert ist unterdessen eingetroffen und bringt den Kinder die versprochene Überraschung: eine riesige Ballontorte von Sabine aus der Süßen Kunststube. MiMi, Marie und Paul staunen nicht schlecht. Mit einer so tollen Überraschung haben sie nicht gerechnet. Die Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek kommen auf den Punkt und bringen Kakao und viele Teller für die spontane Jause am Stadtsaal. Cordula, die gerade mit dem Aufbau der Ausstellung im Foyer beschäftigt ist, lädt alle Kinder ein, sich die schönen Ballons, die die Schülerinnen der Mittelschule gebaut haben, anzuschauen. MiMi, Paul, Marie und die anderen Kinder sind begeistert. Solche tollen und altmodischen Ballons haben sie noch nie gesehen und Paul sagt, „ Mit denen können wir ja zurück fliegen!“. MiMi antwortet ihm, „Ich bleibe erst einmal bis zum 26. Oktober hier. Schließlich bin ich doch die MiMi, das Maskottchen der Internationalen Puppentheatertage und ohne mich geht kein Festival.“ Cordula, die Intendantin des Festivals lacht und antwortet, „Genau, liebe MiMi, ohne dich geht hier gar nichts.“
Mark, Paul und Marie beschließen auch zu bleiben. Wann bekommt man schon so viele tolle Puppentheaterstücke in einer Woche zusehen. Und wie aufs Stichwort kommt Helene vom Kulturamt mit einem riesigen Stapel Programmheften, die sie gerade zum Stadtsaal bringen wollte. Die Kinder reißen sich um die schönen bunten Hefte. Während Markus den Ballon befreien konnte und die Feuerwehrmänner unter Herberts und Marks Anleitung ihn wieder zusammenlegen, stellen Hannes und Karl den Korb des Ballons in eine Ecke des Foyers. Übrigens: dort könnt ihr, wenn ihr wollt, mit euch und euren Familien und Freunden ein Foto während des Festivals machen. Und natürlich die vielen fantastischen Puppentheaterstücke besuchen. MiMi freut sich schon auf EUCH!